Hätten Sie es gewusst?
Das Feuerwehrwesen, wie wir es heute kennen, nahm in Schleswig-Holstein seinen Ursprung in Neumünster.
Die gesamte Entwicklung der modernen Feuerwehr nahm mit Heinrich Meßtorff in Neumüster ihren Anfang. Und noch heute steht Feuerwehr in Neumünster in einem Zusammenhang mit Innovation.
Eine Gruppe engagierter Mitglieder des Stadtfeuerwehrverbandes hat sich gefunden und in einem Arbeitskreis Feuerwehrhistorik viele Fakten zusammengetragen, die wir Ihnen hier präsentieren möchten.
Großer Dank eht hierbei an alle unterstützenden Stellen, Einrichtungen und Privatpersonen, die einen großen Teil des gesichteten und mühsam aus dem Original entzifferten Materials zur Verfügung stellten.
Entwicklung des Feuerlöschwesen in Neumünster
Immer wieder wurde Neumünster von Großbränden heimgesucht, die oft genug sämtliche Häuser erfassten.
Die erste Nachricht über einen Brand im ehemaligen Kloster stammt aus dem Jahre 1177.
Das gleiche hat sich 1264 nochmals ereignet. 1317 äscherten die Dithmarscher den ganzen Ort ein.
1504 brannte abermals der gesamte Ort ab. Im Jahre 1606 vernichtete erneut ein Feuer ein Hälfte Fleckens, und nun versuchte man erstmals, einen geordneten Feuerschutz zu organisieren, wenn auch mit mäßigem Erfolg, denn schon 1615 brannten erneut 17 Wohnhäuser und Scheunen nieder.
Weitere Schadenfeuer folgten, aber erst im Jahre 1736 wurde die erste Feuerordnung, die auf Vorbilder aus Kiel, Altona und Glückstadt zurückging, für Neumünster erlassen, die dann durch die königliche Brandordnung vom 20. Juni 1776 ersetzt wurde; wahrscheinlich auf Betreiben des Amtmannes Gustav Baron v. Mardefeld, der auch sonst sehr viel für unsere Heimatstadt getan hat.
Diese Ordnungen enthielten sowohl baupolizeiliche Vorschriften wie auch Hinweise auf den Umgang mit Feuer und Anordnungen über das Verhalten bei Bränden. Alles wurde mit hohen Geldstrafen belegt, Dinge zum Teil, die sich weder kontrollieren noch vermeiden ließen, wie z. B. das Trocknen von Kleidern oder Feuerholz am Ofen. Bei Bränden war die gesamte Einwohnerschaft des Fleckens zur Hilfe verpflichtet. Statt einer alten, nicht mehr verwendungsfähigen sollten zwei neue Feuerspritzen beschafft werden. Wo diese gestanden haben, ist nicht überliefert. 1756 wird in einer Urkunde von der Unterhaltung des Spritzenhauses gesprochen.
Ein neues Spritzenhaus wurde im Jahre 1768 gebaut; es hat bis 1908 auf dem Grundstück Lütjenstrasse 14 gestanden und wurde dann abgebrochen. Im Jahre 1770 wurde ein Reglement für die Fleckenverwaltung erlassen. Es verteilte die Verwaltungsaufgaben des Fleckens auf 4 Departement, denen jeweils ein Fleckenvorsteher vorstand. Das Departement III war für das Brandwesen zuständig. Alle vier Jahre wechselten die Vorsteher.
1776 wurde mit der Einführung der schon erwähnten königlichen Brandordnung das III. Departement ausgegliedert und einem beamteten Branddirektor übertragen.
Die verschiedenen Handwerker waren ihrem Beruf gemäß zu besonderen Diensten verpflichtet, mussten u. a. nasse Häute und Tücher zum Abdecken von Dächern liefern. Brennbare Dinge wie Pulver, Öl, Fett und dergleichen mussten fortgeschafft werden. Lärm, Zank und Schlägerei waren verboten. Wer keinen Löschdienst leisten konnte, musste einen tüchtigen Ersatzmann stellen, auch wurde verordnet, dass die Spritzen und Schläuche wenigstens einmal jährlich probiert und gepflegt, auch die zu Ihrer Bedienung vorgesehenen Leute unterwiesen werden sollten. Die Schläuche bedurften dabei besonderer Pflege, da sie aus Leder bestanden; sie mussten sorgfältig getrocknet, eingeschmiert und gegen Ungeziefer geschützt werden. Jeder Einwohner bekam gegen Bezahlung ein Exemplar dieser Brandordnung zugestellt, aber dennoch haperte es an allen Ecken.
Im Jahre 1776 brannten im Fürsthof 5 strohgedeckte Häuser nieder, obwohl schon 1757 der Amtmann v. Mardefeld gegen die weiche Bedachung gekämpft hatte. Mehrere Einwohner nahmen diesen Brand als Vorzeichen für Schlimmeres. Die schon erwähnte Brandordnung von 1776 war die Folge der Ereignisse, die „Spökenkieker“ wurden gerichtlich belangt. Alles hätte gewarnt sein sollen, aber nur 4 Jahre später war dann doch wieder alles beim Alten.
Am 11.08.1780 brach einer der größten Brände der neueren Geschichte aus (abgesehen vielleicht von den Bränden im Zuge des Krieges 1939/45). Das Anwesen des Schmiedes Fraun lag, wie es sich gehörte, am östlichen Rand des Ortes, draußen vor allen anderen Häusern, an der Bruhnstrasse und dem Weg nach Brachenfeld (heute Ecke Plöner Straße / Brachenfelder Straße). Der Meister war am Arbeiten, Funkenflug mag die Ursache gewesen sein, jedenfalls sahen auf den umliegenden Feldern Arbeitende Rauch aus dem Dach steigen. Der Scharfrichter Roessler war der erste, andere folgten, allgemeines Geschrei, die damals übliche Art der Alarmierung, man rief nach Spritzen und Wasserschöpfen (große Fässer auf Kufen zum Wassertransport) Pferde wurden zum Ziehen von den Feldern geholt, aber ehe die Rettungsaktion richtig anlief stand das ganze Haus schon in hellen Flammen.
Eine auf der anderen Seite des Brachenfelder Weges stehende Scheune (heute Stadthaus) fing ebenfalls Feuer. Ein kräftiger Ostwind trieb das brennende Heu auf die nächsten Häuser, die ganze Bruhnstrasse stand in Flammen; das Posthaus (dort, wo heute der Anbau des Einwohnermeldeamtes steht) brannte, ein Kornwagen auf dem Großflecken, an der engsten Stelle beim alten Baum des „Lübischen Tores“, trug das Feuer auf die andere Seite des Großfleckens, auch die Südseite der Bruhnstrasse fing Feuer, so rasch, dass eine der Wasserschöpfen mit verbrannte, der Brand erfasste den Eingang von Haart und Scharfrichterstrasse (heute Altonaer Straße), weitere Häuser beiderseits des Großfleckens, mehrere Scheunen gingen in Flammen auf, trugen den Brand weiter über die Schwale, die Pastorenscheune brannte und – die damals noch stehende Bartholomäus-Kirche, die Vorgängerin der Vicelinkirche, drohte ebenfalls Feuer zu fangen und hier endlich konnte der Brand gestoppt werden.
Die Kirche wurde gerettet, in der Wittorfer Straße erreichte man durch Niederreißen von Häusern ebenfalls einen Halt, der Wind flaute ab und drehte auf Nord, wodurch auch am Großflecken Erfolge erzielt werden konnten, die nun erneut in Gefahr schwebenden Häuser im Haart konnten von beherzten Einwohnern, allen voran der Fleckenvorsteher Köster und der Amtsschreiber Ovens, gehalten werden. Was einmal Feuer gefangen hatte, brannte restlos nieder und erst später in der Nacht war das Feuer endgültig aus.
46 Wohnhäuser und 39 Scheunen und sonstige Nebengebäude waren ein Raub der Flammen geworden. Praktisch die gesamte Südseite des Fleckens war vernichtet. Zum Glück gab es damals bereits die Feuerversicherungen, und so kam es zu einem raschen Wiederaufbau, unterstützt noch von Spenden aus zum Teil weit entfernten Städten, die von dem furchtbaren Los des kleinen Städtchens gehört hatten.
Allerdings wurde streng darauf geachtet, dass nicht etwa jemand wieder ein Strohdach baute.
Alle Häuser bekamen in Kalk verlegte Ziegel als Bedachung. Neben allen anderen Schäden war auch eine der Feuerspritzen unbrauchbar geworden, da die Bedienungsmannschaft nicht die nötige Übung im Umgang mit der Spritze hatte, eine Folge der Tatsache, dass alle Löschmannschaften zwangsverpflichtet waren. Versuche, daran in den nächsten Jahren etwas zu ändern und ein Brandkorps aufzustellen, schlugen stets fehl. Nach jedem Brand wurden neue Bestimmungen erlassen, so z. B. 1827 nach dem Brand der Renck’schen Fabrik auf der Klosterinsel, aber nach kurzer Zeit war dann doch wieder alles beim Alten. Neue Geräte wurden beschafft, 1840 eine neue Spritze; Leute wurden bestimmt, sie zu pflegen; Nachtwächter wurden angestellt als Wache gegen böse Menschen wie gegen Feuer, sie hatten bei Entdeckung eines Brandes mit lauten Hörnern Alarm zu schlagen. Im Jahre 1853 waren die Branddirektoren Capitän Chr. Flemming, Detlef Horn und Hausvogt B. Hansen eingesetzt. Horn war gleichzeitig Branddirektor des Kreises Segeberg.
1859 kam der dänische Militär und Kirchspielvogt Hallas nach Neumünster, ein sehr energischer und umsichtiger Mann, der sich alle Mühe gab, den Brandschutz des Ortes neu zu organisieren. Er sorgte dafür, dass die noch geltende Brandordnung von 1776 durch ein „Regulativ für das Löschwesen im Flecken Neumünster“ vom 29.10.1859 ergänzt und erweitert wurde. Dieses Regulativ enthielt exakte Bestimmungen, wer im Falle eines Feuers wo was zu tun hatte.
Feste Führungsposten wurden eingerichtet. Ein Brandmeister bestimmte, wer Spritzenmeister, Rohrführer, Schlauchmann oder Wasserschöpfer sein sollte. Die Arbeiter für die Spritzen und anderes hatten die Hausbesitzer zu stellen. Die Handwerker bekamen ihren Berufen entsprechend ebenfalls ihre festen Aufgaben zugewiesen.
Verschiedenfarbige Wachstuchmützen dienten als eine Art Rangabzeichen. Es wurde genau festgelegt, wer sich wo einfinden sollte, so dass Wasserstellen, dem Amtshausbrunnen im Haart, dem Brunnen Ecke Haart / Altonaer Straße, dem Teich, einem Stau am Schleusberg und am damals noch offenen Waschpohl in der Wittorfer Straße genügend Leute bereitstanden. Wer krank wurde oder eine Reise antreten wollte, musste einen tüchtigen Ersatzmann stellen; es war wirklich an alles gedacht worden, sogar an Anwesenheitskontrollen und Entschädigungszahlungen, aber leider dauerte das alles nicht lange.
Als im Verlaufe des deutsch-dänischen Krieges von 1864 die Dänen sich zurückzogen, ging auch der tüchtige Kirchspielvogt Hallas in seine Heimat zurück. Seine Verordnungen wurden, da aus dänischer Zeit stammend, von den nunmehr preußischen Fleckenseinwohnern als ungültig betrachtet und binnen kurzer Zeit war wieder alles beim Alten. Es gab zwar erneut eine Fleckenfeuerwehr, eine Pflichtfeuerwehr die vom Kirchspielvogt Mielck geleitet wurde, aber allen Bekundungen nach soll diese nicht sehr leistungsfähig gewesen sein.
Schon bald nach 1864 dachten tüchtige Bürger darüber nach, wie man die bestehenden Zustände bessern könne, und so wurde in Kreisen des 1859 gegründeten Männerturnvereins schon bald die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr, neben dem städtischen Löschkorps, nach dem Muster anderer Städte ins Auge gefasst.
In den Jahren 1861 und 1862 versuchte man bereits, als erste Stufe eine Turner-Rettungsschar zu gründen, aber der Plan scheiterte aus finanziellen Gründen.
Nachdem im Jahre 1861 die Werkstatt für Eisenbahnfahrzeuge in der Rendsburger Straße erbaut und 1864 eine Bahn-Feuerwehr mit einigen Steiger- und Spritzen-Trupps in Neumünster aufgebaut wurde, stellten auch die Betriebe der Tuch-und Lederindustrie Spritzen- und Steiger, sowie Sanitäter-Trupps der Fleckenfeuerwehr der Stadt Neumünster zur Verfügung.
Sie gründeten 1865 somit einen Feuerwehrverband, der vom Kirchspielvogt Mielck geleitet wurde. Das Jahr 1865 somit das Gründungsdatum des Stadtfeuerwehr-Verbandes Neumünster. Mielck verstand es nicht die Einheiten, der städtischen Pflicht-, der Betriebs- und der Bahnfeuerwehr zu führen. Somit übernahm 1966 der Stadtverordnete Röschmann die Leitung.
Im Jahre 1868 wurde für die bestehende städtische Pflichtfeuerwehr das Spritzenhaus, mit Spritzenständen, einem Schlauchturm und zwei Wohnungen in der Bahnhofstrasse, Ecke Fabrikstrasse, gebaut.
Dieses Haus ersetzte das im Jahre 1768 in der Ladenstraße erbaute. Es diente bis 1914 der „Städtischen Feuerwehr“, danach der Berufsfeuerwehr als Unterkunft. Trotzdem aber riss die Kritik an der Städtischen Feuerwehr nie ab, wie man an den Bemühungen um die Gründung der Freiwilligen Turnerfeuerwehr sehen kann.
Der Grund dafür, dass die Schlagkraft des gesamten Feuerlöschwesens nicht besonders stark war, war eben der Umstand, dass die Mitglieder fast alle Handwerker und Arbeiter, die 10 bis 12 Stunden pro Tag und 6 Tage die Woche tätig waren. Die Firmenleiter, zum Teil selbst in der Feuerwehr engagiert, gaben den Leuten im Alarmfalle zwar frei, aber die damalige Art der Alarmierung durch Hornisten, die durch die Stadtteile liefen und bliesen, durch Anschlagen der Kirchenglocken, durch Trommelsignale der Militärhauptwache auf dem Großflecken, zum Teil auch schon durch die Fabriksirenen und ab 1897 durch ein auf der Feuerwache stehendes, sehr kräftiges Nebelhorn mit Blasebalg-Antrieb, brauchte seine Zeit, bis alle das hörten. Man lief oder fuhr per Fahrrad zur Wache, dann Anziehen der Einsatzkleidung, greifen der Ausrüstung und das Ziehen der auf Handwagen stehenden Spritzen zur Einsatzstelle, sowie das Aufbauen der Wasserversorgung. Bis man dann endlich zum Löschen kam, mag so einiges an Zeit verstrichen sein.
Die Wasserversorgung wurde damals als vergleichsweise gut bezeichnet. Die alte Einrichtung der fahr- bzw. zieh baren Feuerschlöpen hatte man inzwischen als veraltet aufgegeben. Die Schwale und der Teich als offene Gewässer standen zur Verfügung, der Waschpohl, ein kleiner Teich nördlich der Wittorfer Straße, war noch offen. Zwischen Haart und Altonaer Straße stand ein großer Ziehbrunnen, und Rohrbrunnen, sog. amerikanische Röhrenbrunnen, befanden sich an der Ecke Haart / Jungfernstieg (Amtshausbrunnen), an der Plöner Straße hinter der Abzweigung nach Brachenfeld, am Gaswerk, an der Eisenbahn-Hauptwerkstatt und bei der Artillerie-Kaserne sowie auf dem Übungsplatz der Turnerfeuerwehr (heute Wache der Berufsfeuerwehr). Außerdem konnte die von einem Wasserturm gespeicherte Wasserversorgung der Eisenbahn auch für Löschzwecke genutzt werde. Zudem lagen die meisten großen Werke aus eigenem Interesse in der Nähe der Schwale, um ihr Abwasser günstig loszuwerden, so dass bei einem Brand in einer Fabrik eigentlich immer genügend Wasser in der Nähe war.
Am 25. September 1869 wurde die erste Versammlung zur Gründung der Freiwilligen Turnerfeuerwehr abgehalten. Unter den Bürgern befanden sich u.a. auch die Herren Theodor Meßtorff und H. Wrangel. Anlässlich dieser ersten Versammlung wurde ein Statut für die Neumünster´sche Freiwillige Feuerwehr entworfen.
Herr Meßtorff erklärte sich auf Wunsch der Versammlung bereit, an die Spitze der Wehr zu treten.
Am 22. November 1869 hatte man bereits ein Grundgesetz und eine Disziplinarordnung beschlossen, aber die gleichzeitig eingetretene Neugestaltung der Fleckenverhältnisse (Neumünster bekam die Stadtrechte) und der Krieg von 1870-71 verhinderten abermals die Ausführung des Planes.
Erst nach einem Brand im Januar 1871 auf dem Grundstück der Firma Höper & Ortmann auf dem Großflecken wurde der alte Plan erneut ins Auge gefasst. Der Bürgermeister Schlichting, der Vorsitzende des Männerturnvereins, v. Twistern, und andere setzten sich zusammen, es gab abermals ein Grundgesetz und eine Disziplinarordnung und am 26.04.1871 endlich wurde das Grundgesetz behördlich bestätigt und die Führungskräfte der Freiwilligen Turnerfeuerwehr konnten gewählt werden, unter anderen Theodor Meßtorff als Hauptmann und v. Twistern als stellvertretender Hauptmann.
Hiermit konnte die Freiwillige Turnerfeuerwehr Neumünster, die nun neben dem städtischen Löschkorps eingerichtet wurde, als endgültig konstituiert betrachtet werden.
Auch die Stadt half finanziell mit. Im Februar 1872 wurde eine „Unterstützungskasse der freiwilligen Turner-Feuerwehr“ ins Leben gerufen. In der Generalversammlung im Mai 1872 erschien die Wehr zum ersten Mal in Uniform, 1874 wurde eine Ausziehleiter beschafft, 1876 gab es statt der Wachstuchmützen Helme aus Leder und im Jahre 1877 wurde ein Übungsturm für Steiger auf dem damaligen Gelände des Männerturnvereins an der Wittorfer Straße errichtet, dort, wo heute die Wache der Berufsfeuerwehr steht.
Zu Beginn des Jahres 1879 hatte die Wehr einen Mitgliederbestand von 80 Kameraden. Beim Januar-Appell 1879 wurde die Einrichtung eines Feuerwehr-Trompetenkorps beschlossen. Die Mitgliederzahl stieg auf 90 Kameraden an und am 20. April 1881 feierte die Freiwillige Turnerfeuerwehr Neumünster ihr 10-jähriges Bestehen.
In der Folgezeit hat die Wehr immer wieder bei Großbränden Proben ihres Könnens ablegen müssen und in glänzender Weise bestanden, und an Gelegenheiten dazu hat es wahrlich nicht gefehlt.
Noch im Jahre 1873 gab es in Neumünster ca. 20 Strohdachhäuser, allen gegenteiligen Verordnungen zum Trotz. 1883 waren es immer noch 4, zwei am Schleusberg und zwei am Großflecken. Das letzte Strohdachhaus, die alte Schweinebörse am Großflecken 39, wurde 1906 abgebrochen. Eine strohgedeckte Scheune außerhalb der Stadt, in der Rendsburger Straße, brannte im gleichen Jahr ab und das Zeitalter dieser gefährlichen Bauweise war endgültig zu Ende.
Dennoch gab es an anderer Stelle Quellen genug für weitere Brände. Unser Ort hatte sich inzwischen von einem kleinen landwirtschaftlich bestimmten Flecken zu einer Industrieansiedlung von beachtlichen Ausmaßen entwickelt. Das Fuhrgewerbe, früher hier sehr stark vertreten, spielte kaum noch eine Rolle. Die 1844 gebaute Eisenbahn hatte ihm den Boden entzogen, aber diese Eisenbahn war es auch, die durch Gestellung günstiger Transportmöglichkeiten dem Tuchmacher- und dem Gerberhandwerk einen ungeahnten Aufschwung bescherte. Große Werke entstanden in der Stadt, bald auch am Stadtrand, Objekte von bisher unbekannten Ausmaßen, und da in beiden Branchen viel mit brennbarem Material gearbeitet wird, gab es auch hier viele Großbrände, zum Teil in Dimensionen, die die Freiwillige Turnerfeuerwehr und das städtische Löschkorps des Ortes dann doch überforderten.
Im Jahre 1884 verfügte das städtische Löschkorps im wesentlichen über 2 Spritzen, eine Abprotzspritze, 2 Zubringer (Pumpen, die die Spritzen mit Wasser versorgten, da diese nicht selbst ansaugen konnten), ferner eine Ulmer Ausziehleiter, 2 Schlauchhaspeln, weiteres Schlauchmaterial sowie die üblichen Ausrüstungsgegenstände wie Haken, Leitern, Laternen, Werkzeug, Noteimer usw. .
Der Leiter des städtischen Löschkorps war 1880 der Stadtverordnete Röschmann, im Jahre 1884 wird der Fabrikant Rohwedder genannt.
Eines der schlimmsten Unglücke ereignete sich am 12.12.1888 in der Tuchfabrik Albeck, am Großflecken 54. Ein Krempelwolf, eine riesige Maschine, die die zu spinnenden Fasern glätten und von Fremdkörpern reinigen soll, hatte wahrscheinlich an einem dieser Fremdkörper Funken geschlagen und die ganze Maschine stand in hellen Flammen. An Löschen war mangels jeglicher Vorsorgemaßnahmen nicht zu denken. Als die Feuerwehren eintrafen, hatte sich das Feuer schon über den gesamten Fabrikbau ausgebreitet. Die Arbeiter im Erdgeschoss und die Spinner der ersten Etage konnten sich selbst retten, aber für viele der im 2. Stock arbeitenden Menschen kam jede Hilfe zu spät. Einige konnte man über Leitern retten, einige sprangen in die Tiefe und blieben schwerverletzt liegen, aber für 14 Menschen wurde die Fabrik zur Todesfalle. Ihr gemeinsames Grabmal ist heute noch auf dem Nordfriedhof zu sehen. Die Feuerwehren der Stadt, verstärkt durch die Wehren aus Tungendorf-Tasdorf, Husberg-Bönebüttel sowie eine Militärabteilung, konnten das in voller Ausdehnung brennende Werk nicht mehr halten. Das Feuer griff auf das Kesselhaus über, und auch der dicht daneben stehende Kaisersaal, eine damals sehr beliebte Veranstaltungsstätte, wurde ein Raub der Flammen, dann endlich konnte dem Brand Einhalt geboten werden.
Im Jahre 1889 wurde dem hochverdienten Hauptmann, Theodor Meßtorff, für seine Verdienste um das Feuerlöschwesen der „Rote-Adler-Orden“ 4. Klasse verliehen. Im Mai 1891 trat er dann aus Alters- und Gesundheitsgründen von seinem Amt zurück und Herr Th. Schütze übernahm die Führung der Wehr.
Im November 1893 konnte ein Mitgliederbestand von 116 Kameraden festgestellt werden. Im Juni 1894 trat dann der Wehrführer Th. Schütze von seinem Amt zurück und der Hauptmann Sievers übernahm danach die Führung.
Im Sommer 1895 verstarb der Ehrenhauptmann der Wehr, Theodor Meßtorff.
Im April 1896, zum Zeitpunkt des 25-jährigen Bestehens, war die Freiwillige Turnerfeuerwehr vorzüglich komplettiert und der Stadtrat Nissen wurde zum Oberkommandierenden ernannt. 1897 wurde bestimmt, dass die Wehr in Zukunft alle Brandwachen bei Theater- und Zirkus-Vorstellungen zu besetzen habe.
In den Jahren 1899-1900 wurde ein Wasserwerk gebaut und die so vortrefflich bewährten festen Wasserleitungen in Neumünster eingeführt, was die Löschwasserversorgung vor allem in den abseits gelegenen Stadtteilen entscheidend verbesserte. Im gleichen Jahr bekam das städtische Löschkorps dann auch die erste elektrische Feuermeldeanlage. 24 Feuermelder waren, in einer Schleife geschaltet, über die Stadt verteilt.
Für die Freiwillige Turnerfeuerwehr wurden neue Normal-Uniformröcke beschafft. Am 04. November 1907 erschien dann die Freiwillige Turnerfeuerwehr vollzählig in neuen, wetterfesten Uniformröcken. Diese Monturen wurden angesichts knapper Stadtkassen, von den Wehrleuten aus eigener Tasche finanziert.
Parallel zu dieser Entwicklung kamen die ersten Anfänge des Vorbeugenden Brandschutzes für das städtische Löschkorps. Warenhäuser und Betriebe, die mit feuergefährlichen Substanzen arbeiteten, wurden regelmäßig kontrolliert, ob die Vorschriften bezüglich der Feuersicherheit eingehalten wurden, aber dennoch kam es in den folgenden Jahren immer wieder zu Bränden größeren Umfangs.
Im Jahre 1912 wurde die erste Motorspritze für das städtische Löschkorps angeschafft.
Es war ein vollgummibereiftes Fahrzeug der Fa. Benz-Gaggenau mit einer Pumpenleistung von 200 l/min und ausgerüstet mit allen modernen Ausrüstungsgegenständen wie Rauchhelm, Sprungtuch und weiteren Spezialgeräten.
Ebenfalls im Jahre 1912 wurde die in der Gartenstadt bestehende Freiwillige Feuerwehr, nach der Eingemeindung der Gartenstadt ins Neumünster´sche Löschwesen, in die Freiwillige Turner-Feuerwehr einbezogen. Mit dem Zuzug der Gartenstadt pendelte sich die Wehrstärke der Freiwilligen Feuerwehr auf ca. 110 Kameraden ein. Es wurden von nun an auch erste Sicherheitswachen auf dem Flugplatz von der Freiwilligen Turner-Feuerwehr gestellt. Am 23. Januar 1912 verstarb der amtierende Hauptmann der Freiwilligen Turnerwehr Johann Prien und der Vizehauptmann Max Stäcker stand der Wehr nun vor.
Trotz aller Verbesserungen im technischen Bereich kam es immer wieder zu Klagen über die mangelhafte Leistung der Feuerwehr. Schließlich wurde es so arg, dass die Versicherungen sich weigerten, neue Feuerversicherungsverträge für die hiesigen Werke abzuschließen und drohten, die Prämien für alle bestehenden Verträge drastisch zu erhöhen. Nun endlich beschloss die Stadtverwaltung, Nägel mit Köpfen zu machen.
Am 1. Juli 1914 wurden von der Stadt 2 hauptamtliche Feuerwehrmänner eingestellt, die damit die Basis der heutigen Berufsfeuerwehr bilden.
In den Jahren des I. Weltkrieges wurden sehr viele Kameraden zum Kriegsdienst eingezogen, zu denen auch der neu gewählte Hauptmann Peters gehörte. Von den Kameraden der Freiwilligen Turner-Feuerwehr blieben insgesamt 6 auf dem Felde zurück. Erst 1918 kehrte der Hauptmann Peters wieder zurück und übernahm die Führung der Wehr. Am 22. Oktober 1922 wurden der Freiwillen Turner-Feuerwehr 50.000 Mark gespendet, womit wichtige und schon lange benötigte Ausrüstungsgegenstände und Kleingeräte angeschafft werden konnten. Anlässlich der Generalversammlung am 07. Juli 1923 wurde beschlossen, auch „passive“ Mitglieder in die Wehr aufzunehmen. Der Jahresbeitrag für das Jahr 1923 betrug 1.000 Mark. Am 08. Oktober 1923 wurde eine eigene Kasse für die Hinterbliebenen von verstorbenen Kameraden eingerichtet.
Am Ende des Jahres 1924 kam es in der Wrangelstrasse zu einem Großfeuer. Eine böse Überraschung gab es, auch für die Männer der Berufsfeuerwehr, als nur 6 Kameraden der Freiwilligen Turner-Feuerwehr zum Einsatz erschienen. Der Grund dafür lag in der nicht einwandfrei funktionierenden Weckerlinie; daraufhin wurden zur Alarmierung, wieder Hornisten eingesetzt. An dieser Alarmanlage, es waren Geräte der Fa. Mix & Genest, die von der Baltischen Elektrizitätsgesellschaft, die auch das Elektrizitätswerk erbaut hat, eingebaut worden, waren viele Reparaturen erforderlich und von Übertragungsfehlern wird immer wieder berichtet.
Am 15.01.1925 übernahm der Vizehauptmann Karl Rump die kommissarische Führung, da Hauptmann Peters ernsthaft erkrankt war. Sein Amt stellte Hauptmann Peters endgültig am 30. März 1925 zur Verfügung.
1926 bewährte sich die Freiwillige Turner-Feuerwehr bei einem Großbrand in der Fabrik Adler & Oppenheimer so gut, dass eine größere Geldsumme als Anerkennung der Wehr gespendet wurde. Im gleichen Jahr half die Stadt die Bekleidungs- und Ausrüstungsmisere zu beseitigen. Es wurde für die Berufsfeuerwehr auch die erste motorisierte Magirus-Drehleiter von 25 Metern Steighöhe beschafft.
Zu Beginn des Jahres 1933 kam erhebliche Unruhe in die Freiwillige Turner-Feuerwehr Neumünster. Von einer Verbands-Wehrführersitzung in Kiel brachte der Hauptmann Rump die Neuigkeit mit, dass die Freiwillige Wehr gezwungen werden sollte, sich dem Kreisverband anzuschließen. Diesem Begehren stand man ablehnend gegenüber und um dieser Eingliederung zu entgehen, gründete man einen eigenen Stadtfeuerwehrverband.
Weitere schwere Einsätze folgen, auch frohe Feste, und die Freiwillig Turnerfeuerwehr bestand bis Dezember des Jahres 1937. Die Freiwillige Turner-Feuerwehr Neumünster wurde dann nämlich zu einer technischen Hilfspolizeitruppe für Hilfeleistungen aller Art, worunter auch der Luftschutz fiel. Die Berufsfeuerwehr wurde zur Feuerschutzpolizei umbenannt. Erst nach Beendigung des II. Weltkrieg, am 21.01.1946, wurde die Wehr als „Löschzug Stadtmitte“ neu gegründet. Erst 1948 wurde die Wehr mit dem Namen „Freiwillige Feuerwehr“ versehen.
Am 4. Dezember 1886 gründeten Bürger der Gemeinden Tasdorf und Tungendorf die Freiwillige Feuerwehr Tasdorf-Tungendorf. 1909 kam es nach einem Streit nach dem die Wehren Tasdorf, Tungendorf-Dorf und Tungendorf-Mühle (heute Stadt). 1933 scheidet die Wehr Tasdorf aus der Wehr Tungendorf-Dorf aus, und wird dem Amts- bezirk Husberg zugeteilt.
Am 20.März 1887 gründeten 36 Bürger der Gemeinde Einfeld die Feuerwehr Einfeld. Die Wehr Gadeland gründetet sich am 15.06.1889. Im Stadtteil Brachenfeld konnte am 09.02.1909 und in Wittorf am 25.10.1911 eine weitere Feuerwehr gegründet werden.
Am 1.4.1938 erfolgte die Eingemeindung von Brachenfeld, Wittorf und Tungendorf-Stadt.
Am 21.02.1946 trafen sich die Freiwilligen Wehren in einer Vollversammlung, um die Neuordnung der Freiwilligen Feuerwehr zu besprechen. Die Kameraden der Löschzüge Stadt-Mitte, Wittorf, Tungendorf und Brachenfeld wählten einen neuen Vorstand mit dem Kameraden Albert Ammon an der Spitze und nannten sich „Freiwillige Feuerwehr Neumünster“.
Nach den Eingemeindungen vom 26.4.1970 von Gadeland, Tungendorf-Dorf und Einfeld verstärkten die dortigen Feuerwehren den Stadtfeuerwehrverband.
Heute unterstützen die sieben Freiwilligen Feuerwehren, welche im Stadtfeuerwehrverband Neumünster organisiert sind, die Berufsfeuerwehr Neumünster in ihren Aufgaben.